Die '''Körpergröße''' ist, wie das , ein einfaches Merkmal. In diesem engeren Sinne bezeichnet es die Größe des aufrecht stehenden en von der Fußsohle bis zum Scheitel. Dieses Maß wird in , wie in fast allen Staaten, auch in den , den und entsprechende Identifikationspapiere eingetragen. Eine Möglichkeit, die Körpergröße zu erfassen und auszuwerten, ist das . Die Wissenschaftsdisziplin, die sich mit den Körpermaßen des Menschen beschäftigt, heißt , die Disziplin, die sich mit dem Wachstum des Menschen beschäftigt, heißt .
In einem weiteren Sinne werden mit Körpergröße auch weitere am Körper messbare Längen wie Brustumfang, Bundhöhe, Armlänge etc. gemeint, mit denen sich zum einen die Biometrie beschäftigt, zum anderen etwa die Bekleidungsindustrie, damit die heute nicht mehr maßgeschneiderten, sondern vorgefertigten (konfektionierten) Bekleidungsstücke in passenden und damit absetzbaren Größen angeboten werden können. Die Bekleidungsindustrie möchte auch wissen, wie sich die Größen und Proportionen anteilsmäßig unter der Bevölkerung verteilen, um von den verschiedenen n im Weiteren anteilig die richtigen Stückzahlen produzieren zu können. Ein gleiches Interesse hat die Schuhindustrie.
Die Feststellung der Körpergrößen und ihre Verteilung sind auch wichtig für die von Möbeln und Fahrzeugen sowie die Gestaltung von technischen Arbeitsplätzen.
Körpergröße im engeren Sinne: Körperlänge
Einflüsse
Vererbung
Die Körpergröße wird in einem gewissen Rahmen vererbt.
Die tatsächlich erreichte Größe hängt zusätzlich von der Qualität der , vor allem der reichlichen Zufuhr von Eiweiß ab. Dabei begrenzt die individuelle genetische Konstitution jedoch die Größe auf ein Höchstmaß.
Der der Populationen kann hier bereits kleinräumig Unterschiede aufweisen (z. B. zwischen den Niederlanden und Belgien), weil z. B. einst durch Einwanderer eingebrachte Gene, durch Sprachbarrieren oder andere kulturelle Isolationsmechanismen seltener in benachbarte Genpools übertragen werden (begrenzter ).
Lebensstandard
Ein Teilbereich der Forschung betrachtet die Körpergröße als wesentliches Maß für den biologischen und die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Je wohlhabender ein Gemeinwesen, desto größer sind die Menschen, die darin leben. Dieser Forschungszweig heißt ''Anthropometrische Geschichte''.
Den Begriff ?Anthropometrische Geschichte? prägte 1989; die konzeptionellen Grundlagen legten die Historiker und Ökonomen , und Richard Steckel schon Ende der 1960er und in den 1970er Jahren. Stark verbunden mit dem Ansatz der anthropometrischen Geschichte ist das Konzept des ?biologischen Lebensstandards?. Wichtige Faktoren beim Vergleich von Bevölkerungsgruppen sind genetisch bedingte Körpergrößenunterschiede, kulturelle Ernährungsgewohnheiten und die Körpergröße der vorangegangenen Generation.
Grundlagen
Solange ein Mensch wächst, verwendet der Körper die aufgenommene Nahrungsenergie, die er nicht für die Aufrechterhaltung vitaler Körperfunktionen und Bewegung benötigt, für das Körperwachstum. Bei mangelnder Qualität oder Quantität der Nahrung werden körpereigene Energiereserven abgebaut und die Energiezufuhr für Aktivitäten und Wachstum reduziert. Gleichzeitig schwächt eine mangelhafte Ernährung das , so dass Erkrankungen mit höherer Wahrscheinlichkeit eintreten und die Krankheitsdauer sich tendenziell verlängert. Erkrankungen wiederum verschlechtern den Ernährungsstatus, da sie die Nährstoffaufnahme im Körper vermindern und der Energieaufwand des Immunsystems höher ist als beim Gesunden.
Somit wird die durchschnittliche Körpergröße eines Menschen determiniert durch die Qualität und Quantität von Nahrung, Krankheiten und den Zugang zu medizinischer Versorgung, wobei letztere erst seit dem 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielte. Diese Faktoren hängen wiederum ab vom Haushaltseinkommen, hygienischen Gewohnheiten, Gesundheitsrisikoverhalten sowie Sanitär- und Trinkwasseranlagen, en und Medikamenten.
Auf Grund von vermindertes Körperwachstum kann nach medizinischen Erkenntnissen teilweise bis ins späte Jugendalter nachgeholt werden. Die Forscher gehen davon aus, dass die Körpergrößen von Erwachsenen die Netto-Ernährungsqualität während ihrer Kindheit widerspiegeln, wobei die Lebensumstände während der ersten drei Lebensjahre auf die Endgröße von Erwachsenen besonders stark wirken.
Ergebnisse
{| class="wikitable float-right"
! rowspan="2"| Zeit !! colspan=2|Körpergröße
|-
! Männer !! Frauen
|-
| 5300?2000 v. Chr. || 163,5 cm || 151,5 cm
|-
| 2000?750 v. Chr. || 165,2 cm || 153,6 cm
|-
| 750?20 v. Chr. || 166,1 cm || 155,9 cm
|-
| 20 v.?450 n. Chr. || 165,5 cm || 153,3 cm
|-
| 450?700 n. Chr. || 167,9 cm || 156,2 cm
|-
| 700?1000 n. Chr. || 167,3 cm || 155,4 cm
|-
| 1000?1500 n. Chr. || 166,3 cm || 154,7 cm
|-
| 1500?1800 n. Chr. || 167,8 cm || 155,3 cm
|-
| 19. Jahrhundert|| 167,6 cm || 155,7 cm
|-
| Deutschland 2003 || 177 cm || 165 cm
|-
| D, 2005?2013 || 178 cm || 165 cm
|}
Aussagen zur Körpergröße in der Vergangenheit beruhen auf zwei grundsätzlich unterschiedlichen Quellen: Beobachtungen an Lebenden und Schätzungen aufgrund von archäologischen Knochenfunden. Als Beobachtungen an Lebenden stehen aus der Vergangenheit medizinische und anthropometrische Beobachtungen aus der Zeit seit ca. 1900 zur Verfügung,
an Bedeutung gewannen und somit der Einfluss der lokalen Verf�gbarkeit von landwirtschaftlichen Produkten auf K�rpergr��en sank.
Mögliche Ursachen für die Veränderung der mittleren Körpergröße sind neben der o. g. allgemeinen en. Dies hat sich ebenfalls negativ auf die durchschnittliche Körpergröße der Bevölkerung ausgewirkt.
Laut John Komlos ist die durchschnittliche Körpergröße einer menschlichen ein aussagekräftigerer für den Wohlstand als die etablierten Kenngrößen oder auch das . Die Körpergröße der ist somit ein Maß für die allgemeine Gesundheit und Versorgungslage. Die vom Landesgesundheitsamt Brandenburg erhobenen Daten besagen, dass Kinder von Arbeitslosen kleiner sind.
2016 wurde eine Studie von Bentham et al. veröffentlicht, die Daten von über 200 Ländern und mehr als 18,6 Millionen Menschen auswertete. Hingegen nahm die durchschnittliche Körpergröße nach den 1960er Jahren in vielen Ländern , wie , , und , sogar leicht ab oder blieb bestenfalls stabil. Insbesondere die Ernährung während der Kindheit habe Auswirkungen auf die spätere Körpergröße. Die größten Männer lebten aktuell in den n, , , und ; Die größten Frauen in Lettland, den Niederlanden, Estland und .
Laut ist mit 251 cm der derzeit (2011) größte Mensch und mit 234 cm die größte Frau. Die größten Menschen der Menschheitsgeschichte waren (1940; 272 cm) und (1633; 255 cm). Der kleinste Erwachsene war laut mit 54,6 cm und die kleinste erwachsene Frau ist mit 62,8 cm .
Kritik
, da die Körpergröße sehr stark genetisch beeinflusst werde.
Kriege
Die mittlere Körperlänge einer Bevölkerung wird außerdem durch historische Ereignisse wie zum Beispiel Kriege beeinflusst. Durch die wurden zahlreiche große Männer getötet, während kleinere keinen Kriegsdienst leisteten und Nachkommen hatten. Infolgedessen wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Mindestkörpergröße für die Armee zwei- bis dreimal herabgesetzt.
Tägliche Schwankungen
Die Länge des Körpers hängt zum einen von dessen Lage ab. Im Liegen ist er um bis zu zwei Zentimeter länger. Zum anderen nimmt die Länge im Laufe des Tages ab. Die Verminderung beträgt etwa einen halben bis zwei Zentimeter. Dieser Effekt wurde zuerst in England im Jahr 1724 beobachtet. In einem Brief schrieb Fontana bestätigt und im Jahr 1727 in der ''Histoire de l?académie royale des sciences. Année MDCCXXV'' kommentiert.
Körperwachstum
Das Längenwachstum eilt im Wachstum voraus, die Breiten- und Dickenzunahme folgt nach.
Im Verhältnis zu anderen Körperteilen ist der Kopf beim Neugeborenen in der Größe am weitesten entwickelt. In den folgenden Jahren verlangsamt sich dessen Wachstum. Auch das Wachstum der Wirbelsäule vermindert sich, jedoch bei weitem nicht so stark. Am meisten und zeitlich am längsten wachsen die Gliedmaßen. Dieser Prozess vollzieht sich während des gesamten Wachstums. Daher wird die Gesamtkörpergröße in der Regel hauptsächlich von der Länge der Beine beeinflusst; Frauen sind im Durchschnitt kleiner, weil sie allgemein kürzere Beine haben. Aufgrund des Einflusses der Beine auf die Gesamtlänge unterscheiden sich Menschen in ihrer Größe im Sitzen auch weniger als im Stand.
Das Körperwachstum ist vorrangig im Sommer höher als im Winter, was durch die größere Menge an Wärme und Licht gegenüber den kalten Jahreszeiten begründet ist. Vor allem bis das Wachstum im Wesentlichen abgeschlossen ist, etwa um das 19. Lebensjahr, ist dieser Unterschied in der Wachstumsgeschwindigkeit auffällig.
? ''für weitere Wachstumsvorgänge siehe die Artikel und ''
Prognosen
Die genetisch zu erwartende Körpergröße eines Kindes im Erwachsenenalter lässt sich nach einer abschätzen. Zum der Körpergrößen der Eltern werden für Jungen sechs Zentimeter addiert und für Mädchen sechs abgezogen. Diese Rechnung ergibt sich durch den Größenunterschied von Männern und Frauen, der etwa zwölf Zentimeter beträgt. Die so berechnete zu erwartende Körpergröße hat eine von ±8,5 Zentimeter.
Körpergrößen im weiteren Sinne: Reihenmessungen, SizeGERMANY
Die Vermessung der Körpergrößen und -proportionen sowie die Ermittlung ihrer Verteilung im weiteren Sinn im Auftrag der Textilindustrie übernehmen in Deutschland traditionell die Forscher der in bei mittels umfangreicher en. Solche Messungen werden seit 1957 in Abständen an Gesamtstichproben der Bevölkerung und an speziellen Untergruppen (beispielsweise Frauen über 60 Jahre oder Frauen mit starker Figur) durchgeführt. Die dabei gesammelten Daten dienen als Grundlage für die Erstellung von Fertigmaßtabellen für passgerechte Konfektionskleidung.
Die letzte dieser Messungen wurde 2008/2009 erstmals in Zusammenarbeit mit der Kaiserslauterer Firma ''Human Solutions'' (heute ''Avalution GmbH'') mittels eines Laserganzkörperscanners durchgeführt. Insgesamt wurden über 13.000 Männer, Frauen und Kinder vermessen; dabei wurden mit dem Ziel einer Verbesserung der technischen erstmals auch verschiedene Körperhaltungen ? drei Steh- und eine Sitzhaltung ? berührungslos erfasst. Die Ergebnisse dieser Reihenmessung namens SizeGERMANY sind allerdings nicht öffentlich zugänglich, sondern stehen nur den Auftraggebern zur Verfügung (80 Firmen vor allem des Bekleidungsgewerbes (Hersteller und Händler) und einige ), die entsprechend dem von ihnen übernommenen Kostenanteil Daten nutzen dürfen.
Körpergrößen im Militär
Körpergrößen spielen im Militär eine Rolle:- Beim stehen die größten Soldaten vom Befehlshaber links.
- Bei der Verwendung in en, wo eine Mindestkörpergröße vorgeschrieben ist, vgl. und .
Statistik: Körpergröße der Bundesbürger
Nachfolgend eine Statistik über die Körpergröße der erwachsenen Bürger </ref>
{| class="wikitable"
|-
!Körpergröße || Frauen || Männer
|-
|< 150 cm || 0,1 %
|-
|150?154 cm || 0,1 %
|-
|155?159 cm || 12,7 % || 0,3 %
|-
|160?164 cm || 27,0 % || 2,3 %
|-
|165?169 cm || 29,1 % || 9,0 %
|-
|170?174 cm || 17,6 % || 19,2 %
|-
|175?179 cm || 6,9 % || 26,1 %
|-
|180?184 cm || 1,8 % || 23,9 %
|-
|185?189 cm || 0,2 % || 12,8 %
|-
|? 190 cm || <0,1 % || 6,3 %
|}
Siehe auch
{{Mehrspaltige Liste |liste=- (BMI)
- (BSI)
}}
Literatur
- Roderick C. Floud: ''Wirtschaftliche und soziale Einflüsse auf die Körpergröße von Europäern seit 1750.'' In: ''Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte.'' 1985/2. Akademie Verlag, Berlin 1985, S. 93?118 ()
- : ''Körpergröße und Wohlstand.'' In: ''Spektrum der Wissenschaft.'' (9) 2005, S. 90.
- John Komlos, Peter Kriwy, Marieluise Baur: ''Soziale Schicht und Körpergrösse in Ost- und Westdeutschland.'' In: ''Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie.'' (KZfSS), Band 55, Nr. 3, 2003, S. 543?556.
- : ''Die Körpergröße der Menschen in der Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas und ein Vergleich ihrer anthropologischen Schätzmethoden.'' Books on Demand, Norderstedt 2010. Online unter .
- Helmut Wurm, Manfred Nimax: ''Ernährungseinflüsse auf historische Körperhöhen. Ein Beitrag zur Problematik einer angewandten Ernährungsgeschichte.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' 17, 1998, S. 507?523.
- Helmut Wurm: ''Körpergröße und Ernährung der Deutschen im Mittelalter.'' In: (Hrsg.): ''Mensch und Umwelt im Mittelalter.'' Stuttgart 1986, S. 101?108.
Weblinks
- Statistisches Bundesamt
- (PDF; 1015 kB)
- wissenschaft.de
- crescnet.org
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Körpergröße aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. Der Artikel kann hier bearbeitet werden.